Zwei Angler in Oberhessen
Am Rande des Vogelsberges liegt die Gemeinde Mücke, eine Sammlung mehr oder weniger großer Dörfer, sich dennoch, oder grade drum, " Das Tor zum Vogelsberg " nennend. Na ja, so ganz verkehrt ist dies nicht, denn von der Autobahnabfahrt Mücke kommt man bequem " in den hohen Vogelsberg", grade mal neunhundertsechzig Meter über dem Meeresspiegel.
Der kleinste Teil der jetzigen Gemeinde Mücke war bis vor ca 40 Jahren " Der Windhain ", bestehend aus zwei Bauernhöfen. In einem ehemaligen Eisenerz - Tagebauloch entstand der Windhainer See und um den herum eine Feriensiedlung, hauptsächlich von Leuten aus dem Rhein-Main Gebiet bewohnt. Inzwischen wurde es zum Wohngebiet und einige der früheren Ferienhausnutzer verbringen jetzt dort ihren Lebensabend.
An einem schönen sonnigen Sonntagmorgen sitzen nicht weit voneinander entfernt zwei Angler und bringen den Würmern das Schwimmen bei, denn mehr tut sich nicht, kein Fisch zeigt sich oder beißt gar an. Zu dem einen Angler, einem Frankfurter, kommt ein anderer Frankfurter und es entspinnt sich folgendes Gespräch:
»Unn, wie isses, beiße se?«
»Nee, weißte bei der Sonn, ich glaub da sinn die recht unlustich.«
»Ja, da könnste Recht hawwe, das hab ich schon mehr gehört. Na, dann wirste wohl bald uffhörn, kommst mal uff e Bier zu mir rüwwer.«
»Ich bleib noch e Weil sitze, awwer in ner knappe Stund bin ich bei dir.«
Soweit der Dialog der beiden Frankfurter.
Ein Stück weiter sitzt ein Bewohner eines der beiden Bauernhäuser, ein Oberhesse wie er im Buch steht. Man sagt denen ja einen gewissen sparsamen Umgang mit der Sprache nach. Zu diesem gesellt sich ein anderer Einheimischer, sieht zirca zehn Minuten schweigend zu und fragt dann:
»En (und)?«
Der Angler antwortet ohne hochzublicken:
»Naut (nichts)!«